Abgeschickt von Martine am 01 Juni, 2000 um 19:06:07
Hier der versprochen Bericht vom Dunnett-Treffen der "nördlichen Dunnetties" in der Bundeshauptstadt für alle Verhinderten und Ferngebliebenen.
Finden und ankommen hat gut geklappt, die beiden Petras von der Küste kamen Freitagabend pünktlich wie die Maurer (?) in der Kreuzbergstraße an und beim ersten Imbiß war es wie bei den Treffen vorher, man unterhielt sich ohne lange Anwärmphasen sofort und ausgiebig "überwaswohl"!
Ich hatte ja zu ihrem Glück das Forum vorher nicht gelesen, sonst hätte es mein Ruf als Lymondaine verlangt, daß ich sie nicht reinlasse;-))
Zwischendurch wurden kurz die Gästezimmer bezogen, dann ging die Unterhaltung ungebremst in die tiefe Nacht bei ein oder mehr Gläsern Wein bis fast Morgengrauen weiter ("überwaswohl?")
Wichtige Themen die angesprochen wurden:
- Warum reden wir über diese Leute, als seien sie real???
- Warum gibt es so wenig Männer unter den Dunnetties
- Hängen diese beiden Fragen immanent zusammen??
Am nächsten Morgen, trafen wir uns zum Frühstück, während dessen kamen auch Isabell aus Düsseldorf, und Belinda und Jens aus Magdeburg an und wir zogen (nach längeren Exkursen "überwaswohl") los zur Sandro Bottticelli-Ausstellung.
Wir nahmen einen kleinen Umweg über den Kreuzberg, was wir lieber nicht hätten tun sollen, denn prompt kam eine schöner Regen, direkt aus Schottland und wir waren, als wir in der Ausstellung ankamen, alle tropfnaß.
Wir entschieden uns für den Teil mit den Illustrationen zur Göttlichen Komödie, und mischten uns unter die Mengen.
Mein erstes Highlight war, als ich das Blatt entdeckte, auf dem diese Skizzen zusammen mit Lippi sind, (National Gallery) da gibt es dieses wunderbare Portrait auf der Rückseite. Endlich sah ich es mal im Original!
Mal schauen ob ich den Link noch habe, dann leg ich ihn unten hin.
Die Austellung war wie die Teile des Buches angeordnet und man durchlief in Ihrer Anordnung die Kreise der Hölle und des Jenseits, die auch der Dichter und seine Begleiter (Vergil und Beatrice ) durchschreiten. - Ich muß sagen, andere waren besser vorbereitet als ich, und hatten sich mit einem Leseglas ausgerüstet und das war nötig, die nicht ser großen Zeichnungen werden nicht in sehr augenfreundlicher Helligkeit ausgestellt und sind in ihrer Detailiertheit anstengend zu betrachten.
Wirklich, der Ausdruck Wimmelbildchen kam mir in den Sinn. Jedes Gesicht, jede Figur individuell ausgeführt.
Besonders schön finde ich den letzten Teil, das himmlische Paradies, das er mit Beatrice durchschreitet. Hier liegt das Gewicht nicht mehr so sehr auf den (grausamen) Details, sondern in der Beziehung der beiden Reisenden untereinander, es läuft fast ab wie eine Filmsequenz und ich hatte irgendwann die Idee, wenn man die Bilder schnell hintereinander in einer Reihe zeigt, ist es ein "Kurzfilm" über einen Spaziergang durch das Licht und in den Himmel.
Völlig ermattet, nach gut zweieinhalb Stunden anstrengender Guckarbeit und mit einem kleinen Umweg über den Museumsshop sanken wir in der Cafeteria an einen Tisch. Unterhaltung boten die gekauften Reproduktionen von Breughels Sprichwörterbild, das nun alle entziffern wollten à la: Schau mal nach, was bedeutet der Typ da mit dem Fächer im Wasser? Oder der, der mit der Frau aus dem Fenster guckt, an dem ein Besen steckt ? usw....
Mit dem Rückweg über den Potsdamer Platz, den Anhalter Bahnhof und Riehmers Hofgarten absolvierten wir noch eine wenig Sightseeing und hatten dann noch Zeit für einen Tee vor dem Essen beim Italiener.
Etwa gegen Elf brachen dann Jens und Belinda wieder nach Magdebug auf- (Wie geht es dir Belinda, wie kommst du mit Pawn voran??) und wir gingen nach engagierten Diskussionen "überwaswohl" und was ist eigentlich gute Literatur, wie kann ich als Einzelne beurteilen, ob ich dieses Buch zu Recht als schlecht abtue, erst gegen halbzwei.
Blieb uns noch das Frühstück am nächsten Morgen zusammen und die Zusicherung, das doch bald mal wieder zu machen...
Grüße an alle, Ergänzungen erwünscht.
Martine