Re: Historische Romane, Soap usw. - Nachtrag


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Abgeschickt von Isa am 13 Juli, 2000 um 21:23:13

Antwort auf: Re: Historische Romane, Soap usw. von Heike am 13 Juli, 2000 um 11:31:50:

Hallo,

: Umm - Einspruch! Manche der vor 200 Jahren geschriebenen Bücher sind heute noch lebendiger als manches, was heute auf den Markt kommt, insbesondere was stilistisches Können angeht. Denke nur an 'Tristram Shandy' - formal ist das heute noch avantgardistisch. Oder - um auf eines meiner Lieblingsthemen zurückzukommen - die 'Romane' unter den Sagas: Von der Erzähltechnik und dem Sprachstil her sind sie erstaunlich modern (allerdings sollte man sie in den neuesten Übersetzungen - Saga-Reihe bei Diederichs - lesen, nicht die alten Übersetzungen der Sammlung Thule).

Vielleicht habe ich mich zu ungenau ausgedrückt: Ich meine nicht, dass Bücher, die *alt* sind, langweilig sind. Das gilt, wie du schreibst, für Tristram Shandy oder auch die Wahlverwandtschaften, Werther etc. Ich meine damit, dass ein Autor heute anders schreibt (ja schreiben muss), weil er diese Werke im Rücken hat, er baut auf ihnen auf. Deshalb muss er, um bestehen zu können, auch über sie hinaus treten. Sterne z.B. kannte den inneren Monolog als Stilmittel noch nicht, aber wir, die wir Bücher der späteren Jahre gelesen habe, wissen um diese Technik, erkennen sie wieder. Heutige Autoren kennen ihn und können damit auch spielen (oder eine bewußte Brechung einbauen)

: Aber ich stimme Dir zu, ein Schriftsteller muß natürlich auch sein Handwerkszeug beherrschen. Ich lese - im Gegensatz zu vielen anderen DD-Lesern - nicht nur historische Romane oder SF/Fantasy, sondern eigentlich alles, auch Gegenwartsliteratur. Und für mich ist das wichtigste Kriterium immer mehr die Sprache, die Verwendung und Beherrschung der Sprache durch den Autor. Das gilt auch für DD, was ich an ihren Büchern herausragend finde, ist ihr stilistisches Können und der (manchmal sehr schwarzen) Humor, die Charaktere kommen für mich erst danach. Gerade die LC wären zeitweise ohne Humor fast unerträglich (obwohl mir Martine da bestimmt nich t zustimmt).
Aber ich stimme dir zu. Ich lese fast alles, auch für mich ist Sprache (das Handwerkszeug eines Autor) das wichtigste Kriterium.
: : Wir verändern unsere Seh- und Leseweise, wirklich gute Bücher sind in der Lage, auch späteren Generationen *etwas* zu sagen; man interpretiert neu und weiter.

: Genau. Und das macht Diskussionen der Art, ob jemand wie z.B. R.L. Stevenson als 'richtiger' Schriftsteller zu betrachten ist, überflüssig - wäre er es nicht, wäre er schon längst nur noch ein Thema für irgendwelche verstaubten Literaturforscher.




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