Re: nochwas zu Lymond


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Abgeschickt von Martine am 07 April, 2002 um 17:35:34:

Antwort auf: Re: nochwas zu Lymond von Kathrin am 07 April, 2002 um 09:14:59:

Oh weh, das ist doch gar zu interessant, da kann ich nicht aufhören...

: Zu Lymond noch eine andere Überlegung (unten schon mal kurz angesprochen): Ich für meinen Teil halte Lymond eigentlich für einen ziemlich "modernen" Charakter.

Ja, DD hat uns hier Zugeständinisse gemacht, wie bei allen ihren Figuren. Wir würden sie nicht verstehen, wären sie zeitgemäßer. Trotzdem ist es ein für seine Zeit wahrscheinlicher Charakter. Vergleicht ihn mal mit Geert Geerts alias Erasmus von Rotterdam oder mit Thomas Müntzer (beides Zeitgenossen). Auch hier fasziniert mich immer wieder auf welche unglaublichen Ideen sie kamen.

Klassisches Bsp. ist für mich seine atheistisch angehauchte oder zumindest äußerst tolerante Einstellung, was Glauben etc. angeht.

Nein, das war es eher nicht, auch die bisexullen Züge sind in der Renaissance durchaus üblich. Für mich ist es eher die nationale Komponente, aber auch da kann man argumentieren, daß ja genau in Schottland den Begriff der Nation zuerst argumentativ und politisch verwendet wurde. (Declaration of Arbroath, glaube ich)

Wo er für mich sehr modern wird, ist im Moralbegriff, also diesen ganzen "hunchback in the gutter"-Getue, das in Checkmate dann bis zum Exzess ausgewalzt wird. Das ist eigentlich untypisch für die Zeit, die ja auch ihren Machiaveli las, und durchaus zu einer Argumentation fähig war, die Handeln gegen altruistische Ideen für das "Greater Good" rechtfertigte.

Der viel modernere Charakter ist für mich Niccolas. Wirklich, da sehe ich viel weniger Zeitbezug, gerade da es eine Parvenuegeschichte aus dem Bilderbuch ist.

: Was ich mich immer wieder frage ist, warum man darüber (hier: über Lymond) so großzügig hinweggeht? Liegt es an der Figur selbst? Am historisch detailgetreuen Umfeld, das diesen "Schönheitsfehler" verzeiht? Oder würdet ihr Lymond tatsächlich als "passend" einordnen?

Ich denke Lymond wird das eher angekreidet, obwohl es durchaus eine historische Möglichkeit wäre, während bei Nicco dies gar nicht so sehr ins Gewicht fällt.

Was wir an der Person (UHH) jedoch faszinierend finden, ist die Qualität eines Stehaufmännchens verknüpft mit der Enzyklopaedia Brittanica. Eben dieses Unwahrscheinliche ist das, was uns an der Authenzität dann zweifeln läßt. Nicolas erscheint uns da viel wahrscheinlicher, weil wir seinen Lebensweg und seine "Formung" mehr oder minder deutlich mitverfolgen können. Während uns UHH auf der ersten Seite schon mit mindestens drei Zitaten kommt, die wir mühsam nachschlagen müssen, ist Nico für uns menschlich, und weniger ungewöhnlich.


Und schließlich geht das mit UHH die ganze Zeit so, sobald er den Mund aufmacht. Vieleicht mißtrauen wir ihm, weil er einfach der ANSTRENGENDERE unter den Herren DD-Helden ist?

Martine, sollte jetzt aber wirklich....




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