Abgeschickt von Grisel am 09 September, 2002 um 23:06:46:
Antwort auf: Bildung von amicadd am 09 September, 2002 um 22:56:52:
Hi Saskia!
: welchen Stellenwert hat für Ly die Bildung?
: Er ist schon in sehr jungen Jahren ein äußerst gebildeter, belesener Mann. Allerdings wirkt er nicht schöpferisch in der Gestalt eines Ideengebers oder zumindest eines Eklektikers im Sinne eines Neuorganisators - eventuell verbunden mit Modifikationen - bekannter Modelle.
: Was macht er also mit seiner Bildung? Wie effektiv ist sie für ihn? Macht sie ihn "nur" zum Gentilhomme? Zweckdienlich ist sie für ihn fast immer nur nach außen, im gesellschaftspolitischen Geflecht. Da hat sie ihm zu interessanten Einsichten und Handlungsstrategien verholfen.
: Eine nach innen wirkende, introspektive Dimension hat sie kaum. Meistens greift er auf diese Bildungsinhalte dann zurück, wenn er seiner Desillusionierung Ausdruck verleihen , seine Bekümmertheit charakterisieren oder überspielen will. Ich finde,sie bringt ihn leider - über die Jahre (wobei mir noch etliche in der Lektüre fehlen) - in seiner Persönlichkeitsentwicklung nicht weiter, weil er es in diesem Bereich bei der Rezitation von Rezpiertem belässt. Liege ich da völlig falsch?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dir folgen kann, aber so wie ich Lymo verstehe, hat Bildung allgemein nicht unbedingt einen besonderen Stellenwert bei ihm, wie zB die Musik oder auch Poesie. Bildung, in jeder Erscheinungsform, scheint etwas zu sein, das Lymo praktisch mit jedem Atemzug ausstößt, wie man unter anderem an seiner mit Zitaten gespickten Art zu Sprechen sieht.
: Und wenn dies annähernd so wäre, was bedeutet das für den Stellenwert der Bildung allgemein im Werk? Zu bedenken ist vielleicht auch, dass die Nc-Chroniken diesbezüglich meines Erachtens anders angelegt sind, man also bei einem Fazit/Urteil über die Bedeutung von Bildung dies in Betracht ziehen müsste.
Bei Nicco ist es zumindest insofern anders, weil ihm die Ausbildung nicht wie Lymo gegeben und selbstverständlich war, sondern er sich herauspicken mußte, was er konnte, zB als Felix' "Diener" in Löwen. Da ich Nicco erst einmal gelesen habe, tue ich mir mit einem direkten Vergleich schwer, aber Lymo kommt mir wie eine Art Universalgenie vor (oder eben Wunderwuzi, wie ich das profan nenne), während Nicco sich zwar auch langsam dazu entwickelt, aber eher als Autodidakt.
Zu welcher Gesamtbeurteilung der Bildung in Dunnetts Werken uns das aber bringt, kann ich leider nicht sagen.
Bye,
Grisel