Tobias Beventini dal Grado
Dieric Bouts der Ältere, Portrait eines Mannes, 1462
Und Astorre würde ihn aus weit wichtigeren Gründen behalten wollen. Tobias war der beste Arzt diesseits der Alpen, und vielleicht auch jenseits. Vielleicht. Das war es, was er gewissermaßen zu beweisen suchte. Bei der Betreuung von Heerestruppen stieß man auf jede den Menschen bekannte medizinische Schwierigkeit, außer auf Geburten vielleicht. Das ganze letzte Jahr hatte er mit einer fast wütenden Hingabe gearbeitet und Dinge entdeckt und Dinge getan, die er nicht für möglich gehalten hatte.
Dorothy Dunnett: Niccolòs Aufstieg, Kapitel 10, S. 182, Klett-Cotta, Stuttgart 2006
Die Medizin des Mittelalters war fortschrittlicher als vermutet.
Schon damals beherrschten Ärzte zum Beispiel Nahttechniken zur Blutstillung, die heute noch angewendet werden.
Mit negativen Vorurteilen über die Heilkunst des Mittelalters räumt eine aktuelle medizinhistorische Studie vom Medizinhistorischen Institut der Universität Würzburg auf.
Medizin wurde seit dem 13. Jahrhundert in Europa an den Universitäten gelehrt. Grundlagen waren die antiken Schriften zur Medizin.
Darin geht es um die alte, griechische Lehre vom Gleichgewicht der vier Säfte: Blut, Eiter, gelbe und schwarze Galle. Über die arabische Medizin kommen nun auch die Schriften des griechisch-römischen Arztes Galen nach Europa zurück und bilden die Grundlagen des medizinischen Wissens.
Mittelalterliche Ärzte operieren grundsätzlich nicht, das chirurgische Handwerk ist unter ihrer Würde und wird von Badern und Henkern ausgeführt. Die stehen sozial weit unter den Ärzten.
Erst zu Beginn der Frühen Neuzeit wird das beachtliche Wissen der Wundärzte in den medizinischen Kanon aufgenommen. Tobies Interesse für eine Laufbahn als Militärarzt ist ein Beispiel dafür.