Georges de la Tour, Magdalena mit der rauchenden Flamme, ca. 1640, Los Angeles County Museum of Art, Los Angeles

"... A young masked woman of good appearance entering the Republic of Florence with a well-accounted retinue and lodged at an unexceptionable adress attracted some attention of course; but in July men were less vigilant than in cooler weather and once it was established that the lady was neither a relative of the Medici nor a prostitute, the Republic's interest waned. ..."

Dorothy Dunnett: The Unicorn Hunt, Part II, High Season: Doubling, Chapter 25

Das finstere Mittelalter
eine ganz und gar moderne Erfindung



Aus Sicht der Humanisten war das Mittelalter jedoch eine Epoche des Niedergangs, ein "dunkles Zeitalter" (aetas obscura), zwischen der Antike und der damaligen Gegenwart. Es wurde als eine Ära betrachtet, in der das Wissen und die Werte der antiken Kulturen in Vergessenheit geraten waren und erst wieder in der Epoche der Humanisten wiedergeboren werden sollten.

Dieses Vorurteil über die kulturelle Unterlegenheit des Mittelalters wurde im 19. Jahrhundert weiter ausgebaut, wobei diese sehr voreingenommene Rezeption geprägt war von einer romantischen Verklärung und dem unbedingten Fortschrittsglauben der Zeit, der sich der "ungebildeten, abergläubischen" Vergangenheit weit überlegen fühlte.

Dadurch entstand im 19. Jahrhundert eine bis heute fortwirkende populäre Rezeption des historischen Mittelalters, die der Vergangenheit die Moral des viktorianischen Zeitgeists überstülpte.

Was die Humanisten der italienischen Renaissance eher im übertragenen Sinne gemeint hatten, wurde nun wörtlich genommen: im 19. Jahrhundert entstand unser Bild vom "finsteren Mittelalter", wie wir es oft in den Medien präsentiert bekommen.


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