Spieler und Spiel

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Georges de la Tour: Die Falschspieler
    Historische Romane leiden oft an einem Dilemma: sie sind trocken oder nicht mehr historisch.
Hat sich der Autor getreu an die Tatsachen gehalten, werden seine Charaktere platt wie die Buchseiten. Hat er sich Freiheiten bei den geschichtlichen Abläufen herausgenommen, gelingen ihm vielleicht bessere Figuren, aber die Zweifel am Erzählten sind selbst mit jahrelangem Tiefschlaf während des Geschichtsunterrichts nicht zu beseitigen.

Welch ein Genuß, auf eine Autorin zu treffen, die so glänzend dieser Regel widerspricht wie Dorothy Dunnett. Ihre Welt ist bis ins letzte Detail genau. Das 15. und 16. Jahrhundert wird in ihren Büchern lebendig, ohne daß die Überheblichkeit des 20. Jahrhunderts uns eine "Geschichte im Kostüm" erzählt. Ihre Romane gleichen einem Parforceritt durch die politischen Intrigen und Verwicklungen der frühen Neuzeit.
   
Georges de la Tour: Die Falschspieler
     
Ob die geheime Bündnispolitk der Franzosen mit den Türken den habsburgischen Kaisern schadet, ob der irische Adel Unterstützung gegen die englischen Invasoren findet, ob die Medici ein neues Alaunvorkommen vor den Konkurrenten geheim halten können und ob dadurch ein neuer Kreuzzug verhindert wird, Dunnetts Leser erfahren es.
Cariani: Ein Konzert

Und sie erfahren es auf höchst unterhaltsame Weise, in einer humorvollen und lebendigen Sprache, die keine Konzessionen an Historismen macht.
Dunnetts Figuren sind voller Fleisch und Blut, es sind "moderne Helden", Persönlichkeiten mit Brüchen, Fehlern, mit eigenwilligen Charakteren und mit psychischen Verletzungen.

Kaum eine andere Autorin der "Unterhaltungsliteratur" hat unter ihren Lesern eine ähnliche Interpretationswut ausgelöst. Und Dunnett gelingt dies mit einem einzigen literarischen Kunstgriff, der so aus der Mode gekommen ist und doch so wirkungsvoll funktioniert. Das absolute Fehlen einer auktorialen Erzählerperson läßt ihre Figuren zu Handelnden werden und ihre Zeit zu ihrer Bühne.
     
Lucas van Leyden: Die Schachpartie
   
Wie in DER Kunstform des 20. Jahrhunderts - dem Film - sehen wir nur Akteure, "Players", die ihr Spiel spielen. Wir nehmen nicht teil an ihrem inneren Monolog, hören sie nicht zweifeln, zaudern, mit sich hadern.
Das Motto lautet:"Don't explain, act!"
Und Dunnetts Helden wissen wie man das Spiel spielt.
Nur über ihre Aktionen erfahren wir, was in ihnen vorgeht. Wie Lymond auf Musik reagiert, welches Handelsprojekt Niccolò verfolgt oder fallen läßt, diese subtilen kleinen Hinweise sagen mehr als tausend Worte. Und wehe dem, dem diese Fingerzeige entgehen.

    Lucas van Leyden: Die Schachpartie
 
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