Re: Historische Romane, Soap usw.


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.youkali.de ]

Abgeschickt von Isa am 11 Juli, 2000 um 21:27:25

Antwort auf: Historische Romane, Soap usw. von Grisel am 11 Juli, 2000 um 18:16:21:

Hallo,
heute komme ich wieder kaum mit dem Lesen hinterher.
Martine, du hast *richtig* geschrieben, dass die Figuren und Charaktere aus dem Roman heraustreten und *leben* und damit für uns Personen werden.
Ich hatte von Lymond immer die Vorstellung, wie er in DDs Arbeitszimmer sitzt, das Bein über der Sessellehne hängend, und ihr süffisant lächelnd zusieht, wie sie versucht, mit ihm sprachlich fertig zu werden.

Siehe Diskussion in Berlin *winkt zu Petra nach Kiel

: Ich bleibe bei meinem "Beurteilungsschema". Gut ist, was
: gefällt, nur dürfen die historischen Fehler nicht zu schlimm
: sein: Leute die lange vor ihrer Geburt erwähnt werden,
: "Malteser" ehe die Johanniter nach Malta gekommen sind
: usw.

Es gibt auch Kriterien außerhalb dessen, was *gefällt*: Gelingt es der Autorin, den Stoff zu formen, damit er sprachlich und formal fassbar wird?
Dazu gehört auch Handwerk oder Technik. Man kann heute nicht mehr Bücher schreiben, wie vor 200 Jahren ohne langweilig zu klingen.
So etwa, wie in den 20er Jahren Stroheims Filme zur Avantgarde gehörten und heute jeder x-beliebige Videoclip stilistisch und ästhetisch mehr Anforderungen stellt.
Wir verändern unsere Seh- und Leseweise, wirklich gute Bücher sind in der Lage, auch späteren Generationen *etwas* zu sagen; man interpretiert neu und weiter.

Na ja
: Was das Soap-Gefühl betrifft, kann ich nur für mich sprechen,
: aber bei mir ist es sicher so. Man braucht sich ja nur
: meine Postings über meine Lieblinge und Nicht- anschauen!

Ich lebe oft in meinen Büchern. Lachen und Weinen, Mitgerissen sein von den Figuren und den Ereignissen. Und ich fange an, der Umfeld zu erkunden. Nur durch DD bin ich zur schottischen und englischen Geschichte gekommen.
Und ich verzeihe historische Fehler selten. Weil ich finde, dass sich daran auch die Qualität der Autorin zeigt. (Ich habe es weniger mit Kartoffelsuppe als mit Unmengen Brot im 11.Jh) Je besser man mit die Fakten präsize verarbeiten kann, desto besser ist man. Schludern, Hinwegsehen und Weglassen kann jeder. Im Detail zeigt sich die Meisterin.
Frank Yerby hat, glaube ich, in einem seiner Romane zur griech. Antike 50 Jahre für die Schlacht von Salamis weggelassen, damit die Hauptperson an 2 *wichtigen* (=bekannte) Schlachten teilnehmen konnte.

Schöne Grüße
Isa (noch ohne Band 8, aber er ist unterwegs)




Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.youkali.de ]