Verlagspraktiken


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Abgeschickt von Edith N. am 01 Oktober, 2002 um 18:02:52

Antwort auf: Re: Here comes the.... von Maria-Anna Raffauf am 24 September, 2002 um 04:08:04:

Nein, allenfalls hochbezahlte Star-Autoren mit zickigem Management duerfen ihre Meinung zu einem Cover sagen. Das sind vermutlich Amerikaner mit einem Staranwalt im Kreuz, der bei garstigem Cover Schadensersatz und Schmerzensgeld in Millionenhoehe einklagt.

Die Designer lesen das Buch sicher nicht, dazu haetten sie auch keine Zeit. Sie kriegen ein paar Infos, und basta. ("Buch spielt im Mittelalter, du weisst schon, halbnackte Weiber und ein Ritter aufm Pferd ...")

Schlimmer noch: Vielfach wird das Cover gar nicht massgeschneidert fuer das Buch, um das es spaeter rumgewickelt wird, sondern man greift auf Archivbilder zurueck. Heut werden die Jungs und Maedels sicher auch eine Datenbank haben, in die sie mal kurz "Ritter + Frau + Pferd" eingeben, und voilá - haben sie, was sie brauchen. Oft passt das dann zum Inhalt wie Faust aufs Gretchen, aber das interessiert keinen. Verkaufen muss sich das Buch.

Bei den Dunnett-Buechern werden sie eine ganz falsche Klientel angesprochen haben. Da werden die Erwartungen "seichter Nackenbeisser" geweckt, und hinterher werden die Gesichter der Damen lang und laenger, wenn sie beim Friseur unter der Trockenhaube sitzen und auf einmal einen anspruchsvollen historischen Roman in der Hand haben.

Ich sagte neulich im Buecherforum, dass ich schon identische Bildmotive auf verschiedenen Buechern verschiedener Verlage gesehen habe. Ein und dieselbe Dame ziert den Band "Firamettas Ring" von Masters-Bujold und einen Roman aus Marion Zimmer-Bradleys Darkover-Zyklus.

Dass ich die Vermutung habe, dass insbesondere bei Taschenbuechern auch mit Buchtiteln so verfahren wird, traue ich mich gar nicht zu sagen. Ich hatte wirklich schon den dringenden Verdacht, dass man auf manche Buecher einfach genretypische reisserische Titel knallt, deren Rechte man besitzt, die aber mit dem Inhalt nicht das Allergeringste zu tun haben.

Wie sonst kann man es sich erklaeren, dass ein Krimi von Anne Perry unter dem Titel "Die Frau mit den roten Stiefeln" verkauft wurde, und in dem ganzen verdammten Roman kommt kein einziger roter Stiefel vor?

Man haette aber einen haben sollen, um den, der das verbrochen hat, damit in den Hintern zu treten.

LG
Edith N.





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