Re: OT: Kingdom of heaven --- Spoiler!!!


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Abgeschickt von Grisel am 18 Mai, 2005 um 10:51:41:

Antwort auf: Re: OT: Kingdom of heaven --- Spoiler!!! von Claudia am 18 Mai, 2005 um 09:02:02:

Hi Claudia!

: : ich bin ja nun weit weniger firm imn Mittelalter als Du, aber ich fand da auch so manches fragwürdig...

Naja, bei Kleidung, Frisur etc. kann man mir vieles erzählen, da fällt es mir nur auf, wenn es eklatant falsch ist.
"Obelix" ist mir nur aufgefallen, weil mir das eben so typisch erschienen ist. Außerdem kam mir der bekannt vor. Muß ich noch rausfinden, wer das war.

: : Grins. Tja, das war eben ein Film, in dem der Regisseur uns etwas SAGEN wollte. Und damit wir die Botschaft nicht verpassen: "für westliche-christliche Nationen ist es keine clevere Idee in arabische Länder einzufallen. Es ist sogar böööse." (Viele Grüße an Bush?), wurde es eben in der simplen S/W Form exerziert.

Ach so. Und ich dachte, die Botschaft wäre, laßt uns alle Brüder sein, Krieg ist böse. Weshalb wir uns auch bemühen, möglichst beeindruckende Kriegsbilder zu zeigen, wo die Zuschauer "wow" sagen und nicht "oh my".

Hm, ich habe mir dann am Mo gleich danach "Black Hawk Down" angeschaut, auch ein Scott-Film, dort waren es die Amis, die im islamischen Somalia gescheitert sind. Ob das wirklich Programm ist bei ihm?
Aber den Film fand ich um Kleinstädte besser. Und dort waren die Kämpfe "iek" und nicht "geil".
Und Orlando Bloom hat einen vorzeitigen Abgang gemacht ...

: : Doch, das fiel mir auf. Sybilla war nun wirklich die Königin der Stadt, aber alle Entscheidungen traf Männe.

Er hat sogar die Kapitulation ganz allein entschieden! Und sie ist eben lieber sein Weibchen als sich um ihr Volk zu kümmern, das gerade im Begriff ist, vernichtet zu werden. Klar.

: Genauso nett war, das man in fünf Minuten vom Schmied zum Ritter wird und dass Balian ein Revoluzzer war, der mal ganz schnell in einem Akt Tausende von Sklaven und Dienern aller Nationen zum Ritter schlug. Eingeleitet von dem grandiosen Satz: "Wir sind alle Ritter" (IIRC). Amerika läßt grüßen, da wird im nahhinein das MA von einer doch recht rigigen Feudalgesellschaft zum Traum von Brüderlichkeit und Gleichheit.

Ja, wieder der "working class hero". Was ich daran vor allem erstaunlich fand war die Anzahl der kampffähigen Männer in der Stadt. Wer zum Geier ist dann eigentlich bei Hattin gefallen? Der historische Balian II hatte fast nur Frauen, Kinder und Alte.
Runciman (S. 763): "Auf jeden Mann kamen fünfzig Frauen und Kinder. Es befanden sich nur zwei Ritter in der Stadt; also erhob Balian jeden Knaben über sechzehn Jahre, der aus einer Adelsfamilie (!!!) stammte, und dreißig Männer aus der Bürgerschaft (!!!) in den Ritterstand."

Hast Du irgendwo Frauen und Kinder gesehen? Ich nicht.

: : In Büßerkutten- nur für was? Wenn Sie wirklich so schwach und Männern ausgeliefert war, dann hatte Sie doch eh keine andere Wahl als Guy, Ihren Mann, zu krönen und damit alles in Gang zu setzen.

Aber, wie gesagt, sie hat ihn sich selbst ausgesucht und ihrem Bruder die Stirn geboten. Mag sein, daß das keine weise Entscheidung war und daß sie von den Männern manipuliert wurde, aber sie hat agiert. Die im Film tut gar nichts. Als Balian sie abweist dröhnt sie nur schicksalshaft statt ihm zuzureden. Und macht ihm nie Vorwürfe wegen seiner folgenschweren Entscheidung.

: : Was soll's, zumindest zu Beginn war sie noch die interessanteste Figur. Und sie hatte hübsche Kleider an ;-)

Zum Ansehen war sie beeindruckend, sehr schöne Frau. Übrigens, ich frage mich, ob das Zufall ist, oder ob den G'schichtldruckern, äh, Drehbuchschreibern das als Vorlage galt. Aber Sybilla hatte tatsächlich eine Affäre mit Balians Bruder Balduin, allerdings bevor sie Guy geheiratet hat. Balduin hatte das Pech, in Gefangenschaft zu geraten und sich durch das Lösegeld so zu verschulden, daß sie kein Interesse mehr hatte.

: : Übrigens: sauer wurde ich als Bischof bei der Belagerung den netten Vorschlag machte, das mal alle schnell zum Islam konvertieren sollten. Sicher war das damals nicht nur ein religiös bestimmter Ausflug in den Vorderen Orient, aber das ein Bischof soweit ginge, kann ich mir nicht vorstellen.

Mir kam das so vor, als sollte er als Witzfigur dastehen. Und die, die sagen, daß der Film christenfeindlich ist, haben gar nicht so unrecht, denke ich. Wir haben den bösen leichenfleddernden Priester am Anfang, fanatische Prediger in Messina und eben den dummen Patriarchen. Vom Islam sieht man nur brav betende Männer. Fanatiker gibt es auf der Seite keinen einzigen.
Gut, der Johanniterfreund war nett. Aber wer hat schon mitbekommen, daß das ein Mönchsordensritter war? Und dagegen stehen dann die schweinisch bösen Templer.
Erstaunlich fand ich dafür, daß Balian dessen Kopf nach Hattin auf einem Haufen mit anderen findet. Subtil, vor allem, weil man uns verschweigt, wie er dorthin gekommen ist. Weil der edle Saladin alle gefangenen Ordensritter zur Volksbelustigung niedermetzeln (statt "sauber" hinrichten, was ja noch verständlich wäre) hat lassen.

: : Jas, das ist nicht so! Aber das wird so verfälschend gemacht, weil das heutige Demokratieverständnis (siehe zum Ritter schlagen) auf die damalige Zeit transportiert wird.

Und das ist so dumm und absurd und ..., daß es wehtut.

Irgendwie muß ich an "Ritter aus Leidenschaft" denken. Gut, der Film hat nie so getan, als wäre er ernst gemeint. Und doch, da wird der working class hero auch zum Ritter, bleibt es aber offenbar. Und ich denke an seine Rede zu seiner adeligen Geliebten, daß es ihr eben keine Freude machen würde, mit den Schweinen zu leben, an seiner Seite, daß sie sich das einredet.
So gesehen ist der Film beinahe "realistischer" als "Kingdom of heaven".

Bye,

Grisel



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